Munk, von Jan Weiler

Gestern abend habe ich Munk fertiggelesen, von Jan Weiler. Mensch, so geht das nicht. Ich habe mich immer ferngehalten von sog. Bestsellern, aber nach einem interessanten, freundlichen Artikel über J.W. verführen lassen. Auch, weil man doch auf dem Laufenden sein will. Und weil er mir als intelligenter Mensch erschienen war in dem Interview. Munk ist im Sinne des Wortes ein blendendes Buch: Die gewisse Intelligenz des Autors und sein Sinn für Ironie und Situationen leuchten, beeindrucken den Leser, das Ganze scheint interessant, schlüssig zu sein und ist es an der Oberfläche wohl auch. Diese Schlüssigkeit ist unterhaltsam, aber sie ist auch vorgetäuscht – machen wir uns nichts vor: Ein Herzinfarkt reisst einen riesigen Abgrund zum Tod auf. Da reicht es nicht, zur Heilung bei Selleriesaft ein wenig die Beziehungen zu dreizehn Verflossenen umzurühren und dann zu merken, dass man bislang „für das eigene Herz nicht genügend getan hat“. Das ist dann weniger Denken bzw. Literatur, wird eher so Bild der Frau - mässig. Der Ausgangspunkt, der Herzinfarkt des Protagonisten, hätte ermöglicht, Licht in Abgründe zu werfen, die sich auftun. Klar, das Risiko, sich da reinzubegeben und auf die Suche zu machen ist dann, dass es kein Bestseller mehr wird. In Wirklichkeit ist Munk ein Buch über Verführung, nicht zuletzt vor allem über Verführung des Lesers. Das Problem bei Verführung ist ja, dass das Resultat häufig ist, sich an (inneren und äusseren) Orten wiederzufinden, die nur am Rande mit dem eigenen Selbst zu tun haben und an denen man nie wirklich sein wollte.

- Markus

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